Die Stipendien-Stiftung wurde von Richard Wagner selbst initiiert. Seine Uridee für Festspiele war es bekanntlich, die Besucher zu seinen Festspielen einzuladen und ihnen unentgeltlichen Eintritt zu gewähren – eine Utopie, wie sich schon bei der Gründung des Unternehmens in Bayreuth zeigte. Aber einen Teil dieser Utopie versuchte Wagner dennoch zu verwirklichen, indem er anregte, dass die „Wagner-Vereine“ seiner Zeit als „die erste und allerwichtigste Aufgabe“ (R. Wagner) übernehmen sollten, für wenig Begüterte „die Mittel zu beschaffen, um gänzlich freien Zutritt, ja nötigen Falles die Kosten der Reise und des fremden Aufenthaltes … zu gewähren“. Wagner verstand dies als einen „moralischen Akt des Publikums für das Publikum“ und fasste es in das Bild, dass die Patronage der Vereine für das Kunstwerk fortan in eine Patronage des Publikums sich wandle. Dabei verfolgte er von Anbeginn das Ziel, den sozialen Gedanken mit dem der Förderung zu verbinden.
Bis in die Gegenwart ist dieses Grundanliegen erhalten geblieben, und jedes Jahr können zahlreiche Stipendiaten an Aufführungen der Bayreuther Festspiele teilnehmen, die einzigartige Akustik des Festspielhauses erleben, Mitwirkenden der Festspiele begegnen und mit ihnen in Austausch treten.
Die Richard-Wagner-Stipendien-Stiftung erfreut sich nach wie vor ungebrochener Lebendigkeit und Anziehungskraft für junge Künstler und andere Theaterschaffende. Engagiert und erfolgreich wirkt die Stiftung, um ihren Auftrag auch im 21. Jahrhundert sinnvoll und im Sinne ihres geistigen Begründers zu erfüllen. Dafür wünsche ich Glück und Gelingen. (2018)
Prof. Katharina Wagner
Festspielleiterin