Bayreuth Baroque – Alessandro nell’Indie
Im Mittelpunkt der dritten Ausgabe des Bayreuth Baroque Opera Festivals 2022 steht die szenische Neuproduktion von Leonardo Vincis Meisteroper Alessandro nell’Indie in der fantasievollen Regie von Max Emanuel Cencic. Das Libretto Pietro Metastasios, des bedeutendsten Textdichters des 18. Jahrhunderts, wurde insgesamt fast 80 Mal vertont. Auch Wilhelmine von Bayreuth brachte 1741 in Erlangen eine Oper basierend auf Metastasios populärem Libretto heraus. Der erste Komponist, dem Metastasio selbst seinen Text zur Vertonung anbot, war allerdings Leonardo Vinci, der exzentrische Star der neapolitanischen und römischen Oper, der wenige Monate nach der Uraufführung am 2. Januar 1730 tot in Neapel aufgefunden wurde – vermutlich vergiftet von einem Rivalen in Liebesangelegenheiten.
Auch in Alessandro nell’Indie stehen Liebeshändel im Zentrum der Handlung: Alexander der Große (Alessandro) liebt die indische Königin Cleofide, diese jedoch hat ihr Herz dem von Alexander besiegten König Poro versprochen – es entspinnt sich ein emotionsgeladenes Drama zwischen Liebe, Intrige, Eifersucht und Vergebung. Da im 18. Jahrhundert im Kirchenstaat ein Aufführungsverbot für Frauen herrschte, komponierte Vinci Alessandro nell’Indie ausschließlich für männliche Sänger. Vor allem für die Kastraten-Stars Farfallino in der Rolle der Cleofide und Giuseppe Appiani in der Rolle von Poros Schwester Erissea bedeutete die Uraufführung von Vincis vorletzter Oper einen ihrer größten Erfolge. Wenn sich am 7. September 2022 im Markgräflichen Opernhaus Bayreuth der Vorhang hebt, wird Vincis Oper über den Indienfeldzug Alexander des Großen erstmals seit beinahe 300 Jahren wieder vollständig zu hören sein, uraufführungsgetreu in reiner Männerbesetzung.
Text: Bayreuth Baroque